Die Lernmethode "Feldenkrais"

   

Fotos: Inga Paas

Die Feldenkrais-Arbeit ist organisches Lernen.

Es geht nicht um Therapie oder Heilung, sondern um den Anstoß eigener Lernprozesse mit dem Ziel, Veränderungen zu ermöglichen.

Lernen durch Bewegung

  • Bewegung ist Leben.
  • "Daß einer sich bewegen kann, ist wichtig für seine Selbsteinschätzung."
  • "Bewegung ist die Grundlage der Bewußtheit."
  • Alles Verhalten besteht aus vier miteinander untrennbar verbundenen Teilen:
    mobilisierten Muskeln, Sinnesempfindung, Gefühl und Denken."

Mit Aufmerksamkeit - von Feldenkrais "Bewusstheit (Englisch: awareness) genannt - werden Bewegungsabläufe intensiv gespürt und erkundet. Dabei entdeckt jeder für sich eigene Bewegungs- oder Verhaltensmuster, die erst dadurch variierbar und beeinflussbar werden, dass sie in den Fokus der Wahrnehmung gelangen.

Manche dieser Gewohnheiten sind uralt - schon von Kindesbeinen an geübt und in kritischen Situationen bewährt. Einige sind uns durch gesellschaftliche Vorgaben "antrainiert" worden oder haben mit Ängsten zu tun. Andere kamen erst im Laufe des Lebens hinzu, z.B. auf Grund einer Verletzung oder eines Unfalls oder anderer traumatischer Erlebnisse. Diese Muster sind häufig Schutzmechanismen und daher so schwer zu verändern, weil sie viele Jahre lang ihre Berechtigung hatten - ja, sogar dringend benötigt wurden bzw. werden.

Durch diese Einflüsse benutzt der Mensch seinen Körper häufig in einer Art und Weise, die nicht funktional und zielführend ist, sondern stattdessen (manchmal auch erst nach längerer Zeit) Beschwerden und Schmerzen verursachen kann.

Ängste, starre Denkmuster, eingefahrenes Selbstbild und Emotionen...

Dieser "Fehlgebrauch" des eigenen Selbst kann durchbrochen werden! Genauso wie solche eingefahrenen Selbstbilder und Emotionen die Bewegung einschränken können, kann die Motorik dabei helfen, Aspekte wie das Körperbild, Ängste oder starre Denkmuster positiv zu beeinflussen. Notwendig dazu ist nur die Bereitschaft, sich auf Entdeckungsreise zu begeben.

"An dem Punkt, wo jemand sagt 'das kenne ich', hat er aufgehört zu lernen."
(frei nach Moshé Feldenkrais)

Im sicheren Umfeld verbal angeleiteter Lektionen oder wortlos geführt durch den Feldenkrais-Lehrer können Alternativen entdeckt und ausprobiert werden. Der Körper bekommt Variationen ein und derselben Bewegung angeboten, auf verschiedene Arten ausgeführt. Aus dieser Vielfalt von Möglichkeiten wählt der kluge Körper, oder besser das Nervensystem, diejenige aus, die die Funktion der Bewegung am besten erfüllt und bei der die dafür vorgesehenen Körperteile und Muskeln Ihren "Job" tun.

Der Körper lernt so, parasitäre Handlungen zu erkennen und auf allen vier Ebenen zu verbessern: Bewegung, Denken, Handeln und Fühlen

"Fehler zum Guten"

Wie in allen Lebensbereichen gilt das Motto 'aus Fehlern lernt man'. Daher werden diese parasitären Anteile nicht "unterdrückt, übersehen oder mit Gewalt irgendwie überwunden, sondern im Gegenteil sich zunutze gemacht, um seine Selbstkorrektur zu lenken."

"Wer keine Fehler macht, kann auch nicht lernen."

Keine Wertung

Auch wenn eben von Fehlern die Rede war, so kommt die Feldenkrais-Arbeit ohne Wertung aus. Es gibt kein richtig und kein falsch, nur ein individuelles Ausführen einer bestimmten Bewegung mit der Option, diese funktionaler auszuführen.

So können sowohl die Bewegungsfähigkeiten als auch das Selbstbild verändert werden, da der Körper an Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnt, wenn er eine Vielfalt an Optionen zur Verfügung hat. Der Körper erinnert sich daran, was er braucht. Jeder Mensch hat die Entscheidungsfreiheit, seine Gewohnheiten so lange beizubehalten, wie er sie braucht.


Alle Zitate auf dieser Seite bis auf anderweitig gekennzeichnete aus
Moshé Feldenkrais, "Bewußtheit durch Bewegung", 1968

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